Arzneimittel und die in ihnen enthaltenen Arzneistoffe interagieren auf vielfältige Weise mit dem menschlichen oder tierischen Körper.[24] Diese Wechselwirkungen untersucht die Pharmakologie. Sie studiert den zeitlichen Verlauf der Arzneistoffmenge im Körper nach Gabe ebenso wie die Wirkstärke und die Wirkmechanismen am Wirkort und letztlich die Auswirkungen auf den Körper insgesamt. Arzneimittel werden angewendet, um medizinisch relevante Ergebnisse zu erzielen. Diese erwünschten Wirkungen von Arzneimitteln, die Wirksamkeit, werden meist von Nebenwirkungen begleitet, die den Nutzen einschränken können. Die Abwägung des Nutzens gegenüber dem Risiko ist stets individuell abzuwägen.
Pharmakokinetik[Bearbeiten]
→ Hauptartikel: Pharmakokinetik
Die Pharmakokinetik betrachtet den zeitlichen Verlauf der Konzentration eines Arzneistoffs im Körper nach Gabe des Arzneimittels.[24] Um ihre Wirkung im Körper ausüben zu können, müssen Arzneimittel beziehungsweise die in ihnen enthaltenen Arzneistoffe Gelegenheit erhalten, den Wirkort zu erreichen. Tabletten beispielsweise, die durch schlucken gegeben werden, müssen zuerst zerfallen, bei ganz genommenen Tabletten geschieht dies im Magen oder im Darm. Von dort muss der freigesetzte Arzneistoff ins Blut aufgenommen oder resorbiert werden. Die Verteilung im Körper erfolgt durch den Blutkreislauf, der den Arzneistoff auch zum Wirkort, beispielsweise einem Organ, transportiert. Gleichzeitig wirken aber noch weitere Körperfunktionen auf den Arzneistoff ein. Durch den Stoffwechsel kann er verändert oder abgebaut werden. Diese Biotransformation kann den Arzneistoff unwirksam machen, aber auch schädliche Abbauprodukte erzeugen. Schließlich werden Arzneistoffe oder ihre Abbauprodukte auch wieder ausgeschieden, meist über die Niere oder die Galle.
Pharmakodynamik[Bearbeiten]
→ Hauptartikel: Pharmakodynamik
Die Pharmakodynamik untersucht die Wirkung des Arzneistoffs am Wirkort.[24] Definitionsgemäß üben Arzneimittel eine pharmakologische, immunologische oder metabolische Wirkung auf die Körperfunktionen aus.[25] Dies erfolgt in der Regel durch hochselektive Wechselwirkungen mit bestimmten Körperbestandteilen. Der Wirkmechanismus der meisten Arzneistoffe beruht darauf, an bestimmte Zielstrukturen im Körper zu binden. Derartige Zielstrukturen sind oft Membranrezeptoren oder Enzyme, deren Funktion durch den Arzneistoff aktiviert oder gehemmt wird. Dadurch wird die Körperfunktion und der Krankheitsverlauf beeinflusst. Die vielen verschiedenen gebräuchlichen Arzneistoffe wirken über nur wenige Hundert verschiedene Zielstrukturen im menschlichen Körper.
Die Stärke der pharmakologischen Wirkung hängt in der Regel von der Dosis des Arzneimittels ab. Dies lässt sich in einer Dosis-Wirkungs-Beziehung darstellen. Nicht alle Wirkungen eines Arzneimittels sind erwünscht. Aus den Dosis-Wirkungs-Beziehungen für die erwünschten und die unerwünschten Wirkungen lässt sich die so genannte therapeutische Breite eines Arzneimittels ableiten. Diese ist ein Maß für die Sicherheit: je größer die therapeutische Breite, desto sicherer ist das Arzneimittel in der Anwendung.
Wirksamkeit[Bearbeiten]
→ Hauptartikel: Therapeutische Wirksamkeit
Die Wirksamkeit eines Arzneimittels ist die Summe seiner erwünschten Wirkungen für das jeweilige Anwendungsgebiet.[26] Arzneimittel werden insbesondere angewendet, um Krankheiten zu erkennen, zu verhüten, zu lindern oder zu heilen. Dieses Ziel geht weit über eine rein pharmakologische Wirkung hinaus. Arzneimittel sollen je nach Bestimmung eine therapeutische Wirksamkeit, eine diagnostische Eignung oder eine präventive Wirkung haben, die in klinischen Studien belegt wurde. Dies ist eine Voraussetzung für die Arzneimittelzulassung.
Nicht alle Arzneimittel vermögen Krankheiten zu heilen oder die Krankheitsursachen zu behandeln. Oft beschränkt sich die Wirksamkeit auf eine Besserung von Symptomen.
Nebenwirkungen[Bearbeiten]
→ Hauptartikel: Nebenwirkung
Eine Nebenwirkung eines Arzneimittels ist eine bei normalem Gebrauch auftretende Wirkung, die schädlich und unbeabsichtigt ist.[27] In der medizinischen Fachsprache ist auch der gleichbedeutende Begriff Unerwünschte Arzneimittelwirkung üblich. In schweren Fällen können Nebenwirkungen zu Arzneimittelschäden führen, bei denen der Körper oft dauerhafte Schäden erleidet. Treten solche Schäden nach bestimmungsgemäßem Gebrauch des Arzneimittels auf, dann kann das Pharmaunternehmen dafür haften. Praktisch alle Arzneimittel zeigen Nebenwirkungen; bekannte Nebenwirkungen sind in der Packungsbeilage zusammen mit ihrer Häufigkeit dokumentiert. Dabei werden Nebenwirkungen, die bei über 10 % der Behandelten auftreten, als sehr häufig gekennzeichnet, solche, die bei 1 bis 10 % auftreten, als häufig, solche, die bei 0,1 bis 1 % auftreten, als gelegentlich, solche, die bei 0,01 bis 0,1 % auftreten, als selten.[28]
Wechselwirkungen[Bearbeiten]
→ Hauptartikel: Arzneimittelwechselwirkung
Die Wirkung von Arzneimitteln wird noch dadurch verkompliziert, dass sich verschiedene Arzneimittel gegenseitig beeinflussen können.[24] Diese Arzneimittelwechselwirkungen können bis zum vollständigen Wirkungsverlust eines Mittels oder auch zu schweren Nebenwirkungen führen. Arzneimittelwechselwirkungen können auf Interaktionen der Arzneistoffe am selben Wirkort oder an derselben Körperfunktion beruhen (pharmakodynamische Interaktion) oder auf Wechselwirkungen in der Arzneimittelaufnahme, Verteilung, dem Arzneimittelstoffwechsel oder der Ausscheidung (pharmakokinetische Interaktion). Auch Unverträglichkeiten der Stoffe kommen vor (pharmazeutische Interaktion). Insbesondere bei einer Multimedikation sind Arzneimittelwechselwirkungen ein großes Problem, da die Wahrscheinlichkeit von Wechselwirkungen mit der Zahl der Arzneimittel rasch zunimmt.
Ähnlich wie bei Arzneimittelwechselwirkungen können auch manche Lebensmittel die Wirkung bestimmter Arzneimittel beeinflussen.
Missbrauch[Bearbeiten]
Wegen ihrer Wirkungen werden manche Arzneimittel auch immer wieder missbraucht. Besonders problematisch ist der oft mit einer Abhängigkeit verbundene Medikamentenmissbrauch beispielsweise von Benzodiazepinen und Opiaten. In Deutschland wird die Zahl der medikamentenabhängigen Menschen auf 1,4 bis 1,9 Millionen geschätzt.[29]
Ein anderer Bereich, in dem Arzneimittel missbräuchlich eingesetzt werden, ist das Doping. Hier kommt es durch Einsatz von illegal beschafften bedenklichen Mitteln und durch Fehlgebrauch immer wieder zu schweren Arzneimittelschäden.