Während der zweiten Han-Dynastie (25 bis 220) entstanden verschiedene religiöse Heilsysteme als Teilaspekte von Bemühungen, gesellschaftspolitische Organisationsformen auf theokratischer Grundlage durchzusetzen. So hatte sich der General Zhang Xiu (Chang Hsiu) als erfolgreicher Kriegsherr in einem Gebiet Sichuans etabliert und begonnen, eine sowohl auf religiöser wie militärischer Grundlage ruhende neue soziale Hierarchie aufzubauen. Die zunächst als Heilkult erscheinende Bewegung (vgl. Fünf Scheffel Reis) vertrat die Idee, dass Krankheit die gerechtfertigte Strafe für vergangenes Missverhalten sei. Für die Vergeltung seien aber nicht die Totengeister verstorbener Ahnen verantwortlich, sondern bestimmte Gottheiten. Diesen gegenüber sei vor allem Reue angebracht. Daher ließ Chang Hsiu die Kranken einkerkern. Die Zeit im Gefängnis sollten sie darauf verwenden, ihre vergangenen Sünden zu erkennen. Die Heilung sei nur dadurch möglich, dass der Kranke seine Sünden auf drei Blatt Papier schrieb, die für die Drei Herrscher Himmel, Erde und Wasser auf einem Berggipfel hinterlegt oder in der Erde vergraben und in einen Fluss geworfen wurden.[3] Nachdem Chang Hsiu dem Mordanschlag des Generals Zhang Lu zum Opfer gefallen war, baute dieser ebenfalls ein theokratisches Herrschaftsgebilde auf. Zhang Lu folgte auch dem Konzept, dass menschliches Fehlverhalten von den Göttern durch Krankheit geahndet werde. Daher ließ er Verbrecher so lange ungestraft, bis sie zum dritten Mal rückfällig wurden. Ein weiterer Kult entstand im 2. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung als „Bewegung des Großen Friedens“ mit Zhang Jiao an der Spitze. Seine Heilungen bestanden in dramatischen öffentlichen Massenritualen, während der die Leidenden ihre Missetaten bekennen mussten. Hunderttausende strömten zu diesen Ritualen. In jahrzehntelangen militärischen Auseinandersetzungen zerschlug die Zentralregierung schließlich die theokratischen Staatswesen. Die Verteidigung der Anhänger Zhang Jiaos ging als Aufstand der Gelben Turbane in die Geschichte ein.